Bienenheide
Give bees a chance!

Warum Bienen Heide brauchen


Die meisten Pflanzenliebhaber erfreuen sich nicht nur am Grün und den bunten Blüten, die ein Balkon oder Garten mit sich bringt, sondern auch an den vielen Tieren und Insekten. Neben Vögeln, wie Amseln, Rotkehlchen und Meisen, die im Geäst der Büsche und Bäume leben, sind gerade an den Blüten auch viele Hummeln und Bienen zu finden. Sie sind mit ihrer schwarz gelblich braunen Zeichnung und dem leicht taumelnden Flug nicht nur schön anzusehen, sie erfüllen auch eine überaus wichtige Aufgabe für die Natur: die Bestäubung der Pflanzen.

Viele Pflanzen sind auf die Bestäubung speziell durch Bienen angewiesen, wie zum Beispiel verschiedene Kleearten, Kronenwicke oder Lavendel, aber auch kommerziell genutzte Pflanzen, die unsere Grundernährung sichern, brauchen Bienen zur Bestäubung. Dazu gehören unter anderem Äpfel, viele Beeren- und Kohlarten, Zwiebeln, sowie Karotten. Neben Nahrungsmitteln gibt es auch eine riesige Zahl an Zierpflanzen für die Fensterbank, Beet und Balkon. Davon sind jedoch viele Arten keine Wildformen mehr, die in der Natur zu finden sind, sondern Züchtungen, geformt und angepasst durch gezielte Kreuzungen und Selektion. Auf diese Weise entstehen nicht nur besondere Formen und Farben für Blüten und Blätter, sondern auch gewollte und ungewollte Veränderung der Morphologie. Die Folgen können kleinere Fehlbildungen sein, bis hin zum Fehlen ganzer Organe. Beispiele dafür sind sterile Pflanzen, die keine Samen mehr ausbilden können oder Knospenblüher wie viele Callunen.

Andrena fuscipes Andrena fuscipes an Calluna vulgaris Quelle: http://www.wildbienen.de/eb-afusc.htm

Bei diesen ist die Züchtung der immer geschlossenen Blüten mit Absicht erfolgt, da sie länger halten und so über viele Wochen ihren Blütenschmuck tragen. Für Insekten ist dies jedoch fatal, sie haben keine Möglichkeit an den Nektar oder die Pollen im Inneren zu gelangen. Manche können auf andere Pflanzen ausweichen. Die Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes) jedoch nicht. Sie ist in ganz Deutschland anzutreffen, sofern ihre Nahrungsquelle in der Region vorkommt, das Gemeine Heidekraut Calluna vulgaris. Ebenso verhält es sich mit der Bienenart Colletes succinctus. Beide sind oligolektisch, das bedeutet gebunden an bestimmte Pollenquellen, in diesem Fall Calluna vulgaris. Durch den Rückgang an naturnahen Lebensräumen geht auch die Zahl dieser Bienen zurück. In Berlin beispielsweise konnten beide Arten 1990 in einem Untersuchungsgebiet mit Heidekraut nachgewiesen werden, 20 Jahre später jedoch nicht mehr. Dieses Verschwinden ist kein Einzelfall, immer mehr Wildbienen sind gefährdet. Nur 37 Prozent der in Deutschland vorkommenden Bienenarten sind nicht in unmittelbarer Gefahr, 48 Prozent hingegen sind entweder gefährdet oder gar ausgestorben.

Zwei Dinge spielen dabei eine wesentliche Rolle. Zum einen brauchen die solitär lebenden Bienen einen Ort zum Nestbau. Sie leben nicht wie die bekanntere Honigbiene in einem großen Staat, sondern legen einzelne Eier an geeignete Stellen. Diese Nestbauplätze können, je nach Art, sandige Bodenstellen sein, sowie Lehmwände, Totholz oder abgestorbene Pflanzenstängel. Zum anderen ist ein gutes Nahrungsangebot von großer Bedeutung.

Das Heidekraut nimmt hier als letzte Massentracht des Jahres eine besondere Position ein. Die Blüten sind reich an Pollen und Nektar und für Honigbienen die letzte Möglichkeit große Mengen Futter zu bekommen, bevor der Winter ansteht. 2018 machte Heide zwölf Prozent der in Deutschland verkauften Beet- und Balkonpflanzen aus. Das entspricht einem Umsatz von etwa 216 Millionen Euro. Ein großer Teil davon sind Knospenblüher. Kauft man offen blühende Callunen anstelle der Knospenblüher würden im ganzen Land die Insekten stark davon profitieren. Knospenblüher könnten dann ab Mitte Oktober gepflanzt werden, wenn die meisten Insekten nicht mehr unterwegs sind und bereits begonnen haben zu überwintern. Von August bis Anfang Oktober jedoch ist es sinnvoll die heimische Insektenfauna zu unterstützen, indem man anstelle der Knospenheide, bienenfreundliche Heide kauft. So entstehen keine Mehrkosten für den Verbraucher, gleichzeitig trägt man zum Schutz heimischer Arten bei und unterstützt die für uns alle so wichtigen Bestäuber.


Quellen:

  • Pollination and Bee Plants, Excerpted from Beekeeper's Handbook, Sammataro/Avitabile ©1998.
  • https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/sterilitaet-2108
  • https://www.die-honigmacher.de/kurs2/Heidekrautgew%C3%A4chse/Besenheide/pflanze_90.html
  • Christoph Saure, Bienen und Wespen des Natura 2000-Gebietes Baumberge in Berlin, Bezirk Reinickendorf (Hymenoptera), 2010, Märkische Entomologische Nachrichten, Bd. 12, Vol. 1, S.79-108 
  • https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Bienen-Hymenoptera-Apidae-1733.html
  • AMI 2019 BZ-174 AMI-informiert.de